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Erste Nachrichten aus Adenau

Je mehr Nachrichten über enorme Zerstörungen und viele Tote und Vermisste in den Dörfern der Eifel und des Ahrtals ich im Radio höre und auf Facebook und Twitter lese, desto mehr Sorgen mache ich mir.  

Ich bin in Adenau am Nürburgring aufgewachsen und habe bis heute familiäre und freundschaftliche Bande dorthin. In der Lokalredaktion der Rhein-Zeitung im Kreis Ahrweiler habe ich als freie Journalistin und später Volontärin meine journalistische Karriere begonnen. Ich kenne und mag die Gegend und die Leute. 

Ich wollte natürlich schnell wissen, wie es in Adenau aussieht und ob jemand verletzt wurde. Aber die Festnetztelefone in Adenau waren tot und auf meine schon früh am Morgen gestellten, besorgten Fragen per Whatsapp an gute Freundinnen kleckern nur langsam einige Antworten ein.

„Bei mir selbst alles ok, aber schlimme Bilder“, schreibt nach anderthalb Stunden eine Freundin, die im Chaos versuchte, irgendwie doch zur Arbeit zu kommen und auf der Hohen Acht endlich wieder Netz hatte. „Bei uns ist alles ok, doch die Situation um uns herum ist einfach unfassbar“, textet eine andere am Nachmittag aus Adenau. Und noch später meldet sich eine Freundin aus Antweiler: „Wir sind ok, haben gerade erst wieder Strom, aber kein Wasser. Im Dorf an der Ahr sieht‘s aus wie im Krieg. Komme grade vom Schlammschieben in der Mühle.“

Allmählich zeichnet sich – insbesondere über die vielen in sozialen Medien geposteten privaten Videos, die ich mir unentwegt und mit steigender Fassungslosigkeit anschaue – ein erstes Bild der katastrophalen Lage. Vor allem die Berichte über die Situation im 11 Kilometer von Adenau entfernten Dorf Schuld, das die Ahr in großen Teilen zerstört hatte, ließ ungekannt Schlimmes erahnen.

Ich möchte schnell hinfahren und helfen, aber ich bin mir unsicher, ob ich überhaupt nach Adenau durchkomme, denn die Ahrtalstrecke ist an einigen Stellen zerstört und ich weiß nicht, ob die Zufahrt aus Richtung Nürburgring befahrbar ist. Ich scanne den ganzen Tag Facebook und lese die kursierenden Tipps von Einheimischen, die sich mit dem Auto irgendwie zur Arbeit und in das Gebiet durchgeschlagen haben. Teilweise auf abenteuerlichen Routen, denn es wird langsam klar, dass viele Brücken völlig zerstört und unpassierbar sind – und damit viele Orte nicht zu erreichen.

Durch Adenau fahren in den Tagen nach der Flut unablässig Kolonnen von Hilfsorganisationen aller Art ins Ahrtal und zurück.

Carmen Molitor

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