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Kopfkino am Campingplatz

In Dorsel hat die Flut nicht im Dorf selbst, das auf einem Berg liegt, sondern im Tal auf dem Campingplatz Stahlhütte eine klaffende Wunde geschlagen. Auf dem einst so schönen Gelände gleich am Ufer der oberen Ahr standen Wohnmobile, Mobile Homes und Campingwagen dicht an dicht, für viele Dauercamper war es ein zweites Zuhause gewesen. Bis eine enorme Welle von Wasser, Bäumen und Geröll hier sieben Frauen und Männer in den reißenden Strom und damit in den Tod riss.

Unter den Opfern ist eine 19-jährige Feuerwehrfrau aus Barweiler, die bei ihrem Versuch starb, im Einsatz Menschen zu warnen und Leben zu retten. Ihre Geschichte ist eine, die viele Menschen in der Verbandsgemeinde Adenau besonders erschüttert und die sie betrauern. Eine provisorische Gedenkstätte am Rand des Platzes erinnert an die junge Frau und die anderen Toten, die erst nach einigen Tagen bei der intensiven Vermisstensuche in der Nähe aufgefunden wurden.

Sechs Wochen nach diesem Drama ist der Ort des Grauens zum großen Teil eine leere, sauber aufgeräumte, leblose Fläche, neben der das hier noch klare Wasser der Ahr sich wieder friedlich in Bögen legt. Ein Helferteam aus Ostdeutschland hat nach einem Notruf des Besitzers hier kürzlich Berge von Schutt abgefahren. Seitdem erinnern nur noch ein paar abrasierte Umfriedungen am Boden wie auf einer Ausgrabungsstätte daran, was hier früher stand. Der hintere Teil des Platzes, um das Haus mit den Duschen und sanitären Anlagen, wirkt noch immer wie eine kleine Deponie. Zwei entsetzlich beschädigte Autos lassen ein wenig erahnen, welche Gewalten hier gewirkt haben. Ein Mobile Home liegt wie ein Rieseninsekt auf der Seite. Doch das Kopfkino an diesem Platz ist  schlimmer als das, was man tatsächlich sieht.

Carmen Molitor

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