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Wie war es in Sachsen?

Der Wiederaufbau im Ahrtal wird nicht ohne erhebliche gesellschaftliche Konflikte vonstatten gehen. Das lässt der Vergleich mit den Folgen der Jahrhunderthochwasser in Sachsen vermuten, die ein sehr interessanter Hintergrundbericht des Deutschlandfunks beschreibt.

„In den stark betroffenen Regionen wird nach wie vor Zerstörtes abgerissen und aufgeräumt. Gerade hier stellt sich die Frage, was und wo wiederaufgebaut werden darf. Auch in Sachsen hat es nach den beiden Jahrhunderthochwassern ähnliche Fragen gegeben. Und heftige Diskussionen“, sagt Axel Bobbe, damaliger Leiter der Landestalsperren-Verwaltung in Rötha und Mitglied des Krisenstabs. Damals habe sich gezeigt, dass der bestehende Hochwasserschutz mitverantwortlich gewesen war für die enormen Schäden. Er und seine Kollegen hätten sich daher im Anschluss an eine Bestandsaufnahme gemacht und einen modernen Hochwasserschutz konzipiert. Der Widerstand sei jedoch enorm gewesen. Gerade weil viele erst einmal ohne alles dastanden, wie jetzt auch in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Sachsen habe viel aus der Katatastrophe gelernt, aber die Erkenntnisse hätten andere Länder nicht auf sich selbst übertragen. „Es scheint, dass jedes Bundesland für sich alleine lernt. Das heißt auch, dass jedes Bundesland früher oder später mal betroffen sein muss, wenn diese Lernprozesse nur über Betroffenheiten wirklich ausgelöst werden und auch nur dann stattfinden. Und das ist das eigentlich Tragische dabei.“ sagt Christian Kuhlicke, Professor für Geologie und Risikoforschung am Helmholzzentrum für Umweltforschung in Leipzig.

„Es kam natürlich sofort auch der Druck, schnell wiederaufzubauen. Das ist das Damoklesschwert, was man hat. Die Menschen wollen ja schnell wieder auch beginnen, wieder starten. Und schnell geht es nur, wenn Sie sagen, ich mache alles wieder so wie früher.“ In Sachsen war damals eine öffentliche Diskussion über künftigen Hochwasserschutz und neu ausgewiesene oder eben nicht ausgewiesene Baugebiete in manchen Gemeinden nur unter Polizeischutz oder in Gotteshäusern möglich, um die Stimmung zu beruhigen, so groß seien die Aggressionen der Bevölkerung gewesen.

Hörtipp!

Carmen Molitor

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