64 „kleine Häuser“ sind im Kreis Ahrweiler für die Menschen aufgestellt worden, die ihre Wohnung in der Flut verloren haben. Eine gute Notlösung – aber manche stehen bedenklich nahe an der Ahr.
Die Holzteile liegen ausgebreitet auf dem Platz, ein Karton mit Schrauben, eine Gebrauchsanleitung mit Schaubildern. „Das sieht aus, als ob ihr was von Ikea aufbaut“, sage ich zu den Männern, die an der Kölner Straße in Sinzig die hölzernen Vorbauten für zehn Tiny Houses zusammenhämmern und mich freundlich grüßen. Sie verstehen vermutlich nur das Wort „Ikea“; auf den Transportern, mit denen sie auf den Stellplatz gekommen sind, steht ein SLO für Slowenien. Aber sie begreifen den Witz, wiederholen „Ikea“, nicken und lachen.
Auch in Dernau und Mayschoß sehe ich heute die kleinen, beheizbaren Häuschen mit Küche und Bad, in denen Menschen übergangsweise eine Zuflucht finden sollen, die seit der Flut nicht mehr in ihrem Haus oder ihrer Wohnung leben können. 64 sollen es insgesamt sein, den Verwaltungen raucht dementsprechend der Kopf, damit Genehmigungen und Belegung zeitnah geklärt werden können. Bisher tat man sich in deutschen Kommunen schwer mit der Zulassung dieser Wohngelegenheiten – im Ahrtal wird das nun notgedrungen erheblich schneller möglich sein als andernorts.
In Mayschoß stehen die Tiny Houses in der Nähe des Bahnhofs auf einem planierten Plateau direkt an der Ahr. Ich verstehe, dass die Auswahl an Flächen für so einen Trailerpark in den Gemeinden im engen Tal nicht sehr groß ist. Aber so unmittelbar am Fluss? Das hat mich gewundert. Werden da wirklich Menschen, die die Flut erlebt haben, einziehen und ruhig schlafen können? Man wird sehen. (Update: Die Tiny Houses waren dort nur sehr kurz aufgestellt und wurden bald zu ihren eigentlichen Plätzen fern des Ahrufers gebracht.)
Auf jeden Fall sind diese kleinen, von den Spenden an die Aktion „Deutschland hilft“ finanzierten Häuser, um Welten besser als die unsäglichen Bürocontainer, die fernab in Mendig für Flutgeschädigte von der Ahr aufgestellt wurden, und nicht einmal eigene sanitäre Anlagen haben.